Kaffee ohne Koffein – Gesunde Alternative oder schädlicher, als man denkt?
Nicht jeder, der sich gerne ein oder mehr Tässchen Kaffee gönnt, verträgt sie auch. Ob in der Schwangerschaft, als gesundheitsbewusster Sportler oder durch eine Unverträglichkeit, manche Kaffeetrinker setzen lieber auf eine Alternative ohne Koffein – den sogenannten entkoffeinierten oder koffeinfreien Kaffee.
Doch ist der wirklich so gesund und unbedenklich, wie uns die Werbung immer weismachen möchte? Oder verstecken sich auch in dem angeblich so verträglichen Entkoffeinierten Risiken für unsere Gesundheit? Wir schauen einmal genauer hin.
Kaffee ohne Koffein? Schon seit über 100 Jahren!
Obwohl entkoffeinierter Kaffee erst seit einigen Jahren bewusst als trendy und gesundheitsschonend beworben wird, gibt es ihn schon seit über 100 Jahren. Genauer gesagt seit 1903, nachdem der Gründer des Kaffee-Imperiums HAG Ludwig Roselius nach Jahren der Forschung sein Entkoffeinisierungsverfahren patentieren ließ. Wie er darauf kam? Nachdem die Ärzte ihm mitteilten, dass sein Vater wahrscheinlich aufgrund seines hohen Kaffeekonsums urplötzlich im mittleren Alter verstorben war, setzte er sich mit den Wirkungen des Koffeins genauer auseinander und entwickelte so ein Verfahren, den Kaffee aus der Bohne zu lösen.
Allerdings wurde in diesem Prozess Benzol eingesetzt, von dem man heute weiß, dass es krebserregend wirken kann. Damit ist es natürlich heute nicht mehr aktuell und so gehört das Roselius-Verfahren schon lange der Vergangenheit an. Heute gibt es verschiedene Methoden, um das Koffein aus der Kaffeebohne zu lösen – aber nicht jede ist auch wirklich komplett unbedenklich.
Auf die Methode kommt es an
Die Wissenschaftler haben nach der Entdeckung von Ludwig Roselius natürlich nicht die Hände in den Schoß gelegt und das Thema Kaffee ohne Koffein einfach abgeschrieben. Nein, es wurde fleißig weitergeforscht und neue Methoden entwickelt und so werden heutzutage hauptsächlich vier verschiedene Methoden zur Entkoffeinierung genutzt:
- Das direkte Verfahren
- Das indirekte Verfahren
- Entkoffeinierung durch Kohlenstoffdioxid
- Das Tryglycerid Verfahren
Und hier ist der Casus Knacksus oder auch: Der Teufel im Detail, denn einen Teil seines manchmal nicht besonders positiven Rufs hat der entkoffeinierter Kaffee durch zwei dieser Methoden bekommen.
Sowohl beim direkten als auch beim indirekten Verfahren kommt oft das Lösungsmittel Dichlormethan zum Einsatz – und genau von diesem wird befürchtet, dass es ebenfalls krebserregend oder gesundheitsschädigend sein könnte.
„Könnte“ deshalb, weil es dafür eigentlich noch keine wirklich schlüssigen Beweise gibt, aber in den Köpfen der Kenner hat sich der Zweifel durchgesetzt.
Das direkte Verfahren ist das am häufigsten genutzte, allerdings setzten immer mehr Hersteller statt auf Dichlormethan lieber auf Ethylacetat, denn dieses ist nicht chemisch und wird aus Gemüse und Obst gewonnen. Steht also auf der Packung „natürlich entkoffeinierter Kaffee“, ist die Wahrscheinlichkeit ziemlich groß, dass das direkte Verfahren genutzt wurde.
Das Kohlenstoffdioxid-Verfahren setzt auf hohen Druck bei einer Spülung mit flüssigem Kohlenstoffdioxid. Dabei wird das Koffein aus der Bohne gelöst und über einen Kohlefilter entfernt. Der Vorteil: das Unternehmen erhält nicht nur die entkoffeinierten Kaffeebohnen, sondern zusätzlich dazu reines Koffein, welches in anderen Produkten verwendet werden kann.
Als besonders schonend und gut für das Aroma gilt das Verfahren mit Tryglycerid, bei dem die Bohnen erst in einer Lösung aus Kaffee und Wasser aufgeweicht und später in heiße Kaffeeöle eingelegt werden. Bei diesem Verfahren bleiben sämtliche Geschmacks- und Aromstoffe weitestgehend erhalten, sodass es als besonders exklusives Verfahren gilt. Premiummarken und auch viele Bio-Hersteller nutzen deshalb die Tryglycerid-Variante.
Eines haben allerdings alle Verfahren gemeinsam: sie sind extrem aufwendig und damit nicht nur zeit- sondern auch kostenintensiv. Kein Wunder also, dass Forscher fieberhaft an der Züchtung von Kaffeebohnen werkeln, die erst gar kein Koffein enthalten. Man hat zwar auf diesem Gebiet schon einige Erfolge verbuchen können, aber wirklich marktreif ist keine der gezüchteten Bohnen. Allerdings kann man sich darauf gefasst machen, dass sich dies schon in einigen Jahren ändern und damit eine kleine Revolution auf dem Kaffeemarkt auslösen könnte.
Mit oder ohne Koffein, das ist hier die Frage
Abschließend kann man sagen, dass entkoffeinierter Kaffee durchaus als Alternative genutzt werden kann. Vor allem für Personen mit einer Koffeinunverträglichkeit, die sich zum Beispiel durch Herzrasen oder Schlafstörungen ausdrücken können oder auch für Schwangere, die nicht komplett auf ihren Guten-Morgen-Kaffee verzichten möchten, kann der Entkoffeinierte durchaus eine Lösung sein. Und wer sich Gedanken über das möglicherweise gesundheitsschädliche Dichlormethan macht, sollte beim Kauf darauf achten, dass dieses Lösungsmittel bei der Entkoffeinierung nicht genutzt wurde. Ein guter Indikator dafür sind die Ausdrücke „natürlich entkoffeinierter Kaffee“ oder ausdrücklich ausgezeichnete Bio-Produkte.
Entkoffeinierter Kaffee: Neustart für den Widerspruch?
Ich habe es schon mehrfach groß und breit angekündigt: Entkoffeinierter Kaffee wird uns demnächst intensiver beschäftigten. Dafür gibt es mehrere Gründe. Erstens: die Nachfrage an Kaffee ohne Koffein nimmt beständig zu. Zweitens: die Hersteller scheinen den Markt für sich zu entdecken.
Anno Knips habe ich schon einmal einen Text zum Thema entkoffeinierter Kaffee geschrieben, war aber der Meinung, dass er dringend ein Update benötigt, ergänzt und neu bewertet werden sollte.
Denn ich finde, dass wir die Frage, ob Kaffee ohne Koffein überhaupt noch Kaffee ist, mal genauer betrachten sollten: nicht nur chemisch, sondern auch geschmacklich. Denn hier tut sich wirklich eine Menge. Und der Kolumbien Decaf Quindio Pijao von Tres Cabezas Berlin ist dafür ein schöner Beweis.
Außerdem will ich das Glossar zu Entkoffeinierungsmethoden erweitern und ergänzen und mich noch einmal intensiver mit den verschiedenen Techniken auseinandersetzen. Was ich aber definitiv NICHT tun werde, ist ein Urteil darüber zu fällen, ob entkoffeinierter Kaffee nun gesünder ist oder nicht.
Denn erstens gibt es keine wirklich endgültige Aussage zur Frage „Ist Kaffee gesund?“, zweitens ließe sich bestens darüber debattieren, welche Rolle das Koffein dabei überhaupt spielt.
Ich lasse jedoch zwingend das Argument gelten, dass manche auf Koffein empfindlich reagieren oder sich abends lieber nichts Aufputschendes mehr gönnen wollen. Und da ist entkoffeinierter Kaffee grundsätzlich eine gute Idee.
Einige Kommentatoren haben mich auch darauf hingewiesen, dass Koffein zum Beispiel ihren Tinnitus verstärkt und sie deshalb meiner damaligen Aussage, entkoffeinierter Kaffee sei Unsinn, unbedingt widersprechen müssen.
Und das Wort „Unsinn“ würde ich nach all diesen Erfahrungen bzw. Hinweisen von euch sicher nicht mehr benutzen. Für mich ist und bleibt entkoffeinierter Kaffee dennoch erst einmal ein Widerspruch. Und das liegt nun einmal in der Natur des Verfahrens, wie der Stoff aus der Bohne gelöst wird.
Diese Meinung kann ich mir von meinem hohen Blogger-Ross ohne Koffein-Probleme natürlich leicht leisten. Andere haben kaum eine Wahl, wenn sie nicht vollständig auf Kaffee verzichten möchten.
Darum lasse ich die Gesundheitsfrage bewusst außen vor und debattiere lieber, was Koffein mit dem Kaffeearoma zu tun hat. Schon einmal vorweg: an sich nicht viel. Doch weil es ja erst einmal aus der Bohne rausgeholt werden muss, schon wieder eine ganze Menge.
Ihr seht: Entkoffeinierter Kaffee ist für mich immer noch eine sehr ambivalente Angelegenheit. Und dieser wollen wir uns jetzt einmal intensiv widmen.
Entkoffeinierter Kaffee – Zahlen, Daten, Fakten
Der von mir immer wieder zitierte Kaffeereport 2017 als Gemeinschaftswerk von Tchibo, Statista und brandeins hat auch etwas zum Thema entkoffeinierter Kaffee zu sagen.
Auf Seite 25 hält er fest, dass der Produktionswert von Rohkaffee ohne Koffein in Deutschland zwischen 2005 und 2015 beständig angestiegen ist. Gleiches gilt auch für Spanien, während in Italien wohl eine gegenläufige Entwicklung stattfindet.
Anders sieht die Entwicklung jedoch bei geröstetem entkoffeinierten Kaffee aus: Hier gehen die Produktionswerte zurück, lediglich Spanien legt beständig zu.
Deutschland holt sich seinen entkoffeinierten Röstkaffee vor allem aus Italien, der Schweiz und den Niederlanden (Seite 95), wobei der Schweizer Kaffee den höchsten Importwert hat. Aber Deutschland röstet eben auch immer häufiger lieber selbst, was den steigenden Anteil an Rohkaffee erklärt.
Leider ist es mir bisher unmöglich, eine verlässliche Zahl zum Pro-Kopf-Konsum an entkoffeiniertem Kaffee zu finden. Aber wir können da etwas um die Ecke schlussfolgern. 2016 betrug der Marktanteil von Kaffee HAG, dem deutschen Synonym für entkoffeinierten Kaffee, nur noch mickrige 2,4 Prozent.
Ob am Gesamtmarkt oder im Decaf-Segment hält der Artikel der Stuttgarter Zeitung leider nicht fest. Und Statista rückt seine erhellenden Zahlen mal wieder nicht ohne teuren Premium-Account raus.
Insgesamt ist es aber weiterhin so, dass entkoffeinierter Kaffee ein Nischenprodukt mit einer bestimmten Zielgruppe ist und bleibt. Allerdings wird diese Zielgruppe immer diverser und legt zu. Schließlich ist das Gesundheitsthema der Hype der Stunde und Koffein spielt dabei – ob nun gerechtfertigt oder nicht – eine große Rolle.
Jede große
Decaf nicht Nocaf: Wie viel Koffein ist im entkoffeinierten Kaffee?
Chemisch gesehen ist Koffein ein Alkaloid aus der Gruppe der Xanthine. Und würde man es in kristalliner Form zu sich nehmen (was geht), würde es einen bitteren Geschmack haben. In einer ungerösteten Kaffeebohne ist das Alkaloid bis zu 2,6 Prozent vertreten, geröstet sind davon noch bis zu 2 Prozent da.
Dieser Anteil unterscheidet sich auch je nach Bohnensorte: Robusta enthält mehr Koffein als Arabica, wie ich in meinem Artikel zum Unterschied zwischen den beiden Varianten schon einmal erklärt habe.
Was davon in der Tasse ankommt, erfahrt ihr in meinem Artikel zum Thema “Wie viel Koffein ist im Kaffee und anderen Getränken”?
Es leuchtet ein, dass ein Produkt, aus dem ein unerwünschter Stoff erst entfernt werden muss, praktisch niemals zu 100 Prozent frei von diesem Stoff ist. Das gilt bei Bier genauso wie bei Kaffee. Darum ist die Bezeichnung koffeinfreier Kaffee inzwischen auch lebensmittelrechtlich verboten.
Denn zumindest in der EU dürfen immer noch bis zu 0,1 Prozent Koffein enthalten sein, wie die Verordnung über Kaffee, Kaffee- und Zichorien-Extrakte festhält. In den USA sind sogar bis zu 3 Prozent Koffein (in der ungerösteten Bohne) erlaubt, wie zum Beispiel dieser englische Abstract festhält.
Entkoffeinierung: Wie kommt das Koffein aus der Bohne?
Die Masterfrage bei der Entkoffeinierung lautet: Wie kriege ich aus dem dichten Substanzgebilde der Kaffeebohne einen Stoff raus, ohne gleich die anderen Stoffe mit heraus zu spülen?
Im Laufe der Jahrzehnte gab es viele Ansätze, von denen wir heute einige durchaus als gescheitert betrachten können.
Tatsächlich ist diese Frage so kniffelig, dass Forscher versuchen, kommerziell nutzbaren entkoffeinierten Kaffee zu züchten. Bisher ist ihnen das noch nicht gelungen, wie auch dieser ZEIT-Artikel verrät.
Denn die Kaffeepflanze hält an ihrem Koffein fest, weil es den Stoff zum Überleben braucht. In meinem Artikel zu Kaffee-Mythen und Kuriositäten habe ich schon einmal ausgeführt, dass das Koffein zur Abwehr von Fressfeinden dient, die beim Anknabbern der Bohne sterben.
Das erklärt auch, warum es mit der koffeinfreien Kaffeepflanze bisher nicht klappen will. Schließlich widerspricht diese Züchtung den Darwin’schen Überlebenstheorien.
Ich stelle euch jetzt einmal alle Verfahren vor und schließe der Vollständigkeit halber auch solche Varianten mit ein, die heute nicht mehr angewendet werden, weil sie schlichtweg giftig sind und in die chemische Mottenkiste gehören.
Grundsätzlich laufen alle Entkoffeinierungsverfahren aber nach dem gleichen Grundprinzip ab: Die Rohbohnen werden in irgendeiner Form ein- oder aufgeweicht, dann kommen sie in ein auf das Koffein abzielendes Lösungsmittelgemisch oder werden damit behandelt.
Anschließend werden sie von diesem Lösungsmittel gereinigt, dann getrocknet und zu guter Letzt geröstet.
Roselius Verfahren
Auch wenn der „Entdecker“ des Koffeins Friedlieb Ferdinand Runge heißt, ist der eigentliche Mastermind in Sachen Koffeinfreiheit ein Bremer Kaufmann namens Ludwig Roselius. Ihm gelang es als erster, Koffein in einem industriellen Prozess aus den Bohnen zu extrahieren.
Voila, das Unternehmen und die Marke Kaffee HAG war 1906 geboren. Damals allerdings hätte man statt des neuen „schonenden“ Kaffees auch Gift trinken können. Denn das Roselius Verfahren nutzt Benzol als Lösungsmittel, was in höchstem Maße toxisch und krebserregend ist.
Direktes Verfahren: Entkoffeinierung mit Dichlormethan
Diese Methode ist heute sehr weit verbreitet, weil das Lösungsmittel Dichlormethan ziemlich günstig ist. Bei diesem Verfahren werden die Rohkaffee-Bohnen zuerst in heißem Wasser eingeweicht und das Lösungsmittel anschließend direkt dazu gegeben. Darum auch der Name direktes Verfahren.
Blöd ist nur, dass Dichlormethan auch kein gesundheitlicher Chorknabe ist, sondern im Verdacht steht, Krebs zu erregen. Dafür hat es einen sehr niedrigen Siedepunkt von 39,8 Grad Celsius und eventuelle Reste des Hilfsmittels werden damit beim Rösten (hoffentlich) vollständig entfernt.
Entkoffeinierung mit flüssigem Stickstoff
Diese Variante ist eigentlich eine gute Idee, denn Stickstoff ist geschmacksneutral und als Lösungsmittel ungiftig. Nur leider ist das Verfahren so teuer, dass es selten angewendet wird.
Angeblich setzte die italienische Kaffeebutze Illy eine Weile lang auf dieses Verfahren, um seine Decaf-Bohnen herzustellen. Aber laut verschiedener Quellen sind sie heute zu anderen Methoden übergegangen.
Entkoffeinierung mit „entkoffeiniertem Kaffee“ – Swiss Water® Process (Schweizer-Wasser-Verfahren)
Wait, what?! Jupp, auch diese Idee gibt es. Und sie ist nicht dumm, setzt sie doch auf das Feuer-mit-Feuer-bekämpfen-Prinzip. Der Swiss Water Process wurde Ende der Siebziger von der Water Decaffeinated Coffee Company entwickelt und funktioniert in mehreren Schritten:
1. Einlegen von Bohnen in heißes Wasser, bis alle festen Bestandteile (inklusive Koffein) herausgelöst sind.
2. Dieses Wasser (was man getrost als ungerösteten Kaffeeaufguss bezeichnen kann) kommt durch einen Aktivkohlefilter, der das Koffein zurückhalten soll.
3. Anschließend werden neue Bohnen zu diesem entkoffeinierten Wasser dazugegeben und das Koffein wird so aus den Bohnen herausgelöst.
4. Wiederholen, bis Entkoffeinierung nach Wunsch erreicht ist.
5. Bohnen werden dann getrocknet und anschließend geröstet.
Der Gedanke dahinter ist einfach: Das gereinigte „Kaffeewasser“ enthält zwar kein Koffein, dafür aber die anderen wichtigen Aromasubstanzen. Und im dritten Schritt des Entkoffeinierungsprozesses wird daher aus den frischen Bohnen wirklich nur das Koffein entfernt, während der Geschmack insgesamt erhalten bleiben soll.
Soll, wohlgemerkt. Denn so ganz geht auch hier die Rechnung nicht auf, weil beim Lösen des Koffeins selbst in angereichertem Wasser immer noch mehr Stoffe als nur Koffein gelöst werden, die im Kohlefilter verschwinden. Und was einmal aus der Bohne raus ist, kriegt man hinterher nur schwer wieder rein.
Zudem kann man das extrahierte Koffein anschließend nicht mehr trocknen und weiterverkaufen (was ein großer Markt ist, siehe Softdrinks) und die notwendigen Bohnen, Filter sowie der Zeitaufwand gehen auch ganz schön ins Geld.
Es gibt auch noch eine Variante dieses Prozesses, der wiederum mit Dichlormethan arbeitet, das hier anstelle des Aktivkohlefilters zum Einsatz kommt.
Entkoffeinierung mit Kohlenstoffdioxid
Dieses Verfahren klingt ziemlich gut, weil Kohlenstoffdioxid als Lösungsmittel in dem Sinne auch keiner Fliege etwas zuleide tut. Hier werden die Bohnen erst einmal in Wasserdampf eingeweicht, damit sie freigiebiger werden.
Dann werden sie bei hohem Druck mit CO2 gespült, was das Koffein flüssig herauslöst. Anschließend verdampft das Kohlendioxid, zurück bleibt Koffein in fester Form, das anschließend weiterverwendet werden kann.
Das Kohlendioxid-Verfahren ist aktuell besonders populär und wird vor allem von Bio-Röstern eingesetzt. Das wundert nicht, schließlich kommt es ohne Chemie aus und funktioniert rein physikalisch.
Auch manche großen Namen setzen laut Eigenaussage auf dieses Verfahren. Da gilt zum Beispiel für Lavazza, deren Kaffee aber von Hause aus so schrecklich ist, dass ich auch der Decaf-Variante keine Chance geben will.
Entkoffeinierung mit Triglycerid
Auch bei dieser Methode kommt zunächst eine Wasser-Kaffee-Lösung zum Einweichen zum Einsatz. Dann kommen die eingeweichten Bohnen in einen Behälter mit heißen Kaffeeölen. Diese Triglyeride lösen das Koffein, lassen aber die anderen Aromen in Ruhe. Nach dem Trennen von Öl und Bohne werden die Bohnen getrocknet und dann weiterverarbeitet.
Bisher konnte ich leider nicht in Erfahrung bringen, wer mit dieser Methode arbeitet.
Wann ist Kaffee „natürlich entkoffeiniert“?
Auf vielen entkoffeinierten Kaffees steht der Begriff „natürlich entkoffeiniert“, was erst einmal gut klingt, aber eine Falle sein kann. Grundsätzlich verbirgt sich dahinter das direkte Verfahren, das wir schon mit dem Lösungsmittel Dichlormethan kennengelernt haben.
Als zweites Lösungsmittel, das in diesem Verfahren zum Einsatz kommt, gibt es aber noch Ethylacetat. Dieser Stoff ist eine Mischung aus Alkohol und Essigsäure und kommt in natürlicher Form in vielen Obstsorten vor. Weil das so ist, dürfen die Hersteller den schnieken Begriff auch auf die Packung schreiben.
Der Knackpunkt ist jedoch, auf welche Weise das Ethylacetat für den jeweiligen Kaffee gewonnen wurde. Die Rösterei Tres Cabezas aus Berlin geht dabei den wirklich natürlichen Weg und fermentiert zunächst Melasse aus Zuckerrohr, um den Alkohol zu erhalten. Anschließend kommt natürliche Essigsäure dazu, was dann Ethylacetat ergibt. „Natur pur“, also.
Das heißt indes aber nicht, dass große Hersteller sich auch diese Mühe machen. Schließlich kann man alles, was in der Natur vorkommt, auch günstiger im Labor nachbauen. Siehe „natürliches Aroma“.
Darum solltet ihr bei entkoffeiniertem Kaffee aus dem Supermarkt entweder hinterfragen, woher das Lösungsmittel kommt – oder diese Varianten zugunsten transparenter Produkte lieber gleich meiden.
Woran erkenne ich Qualität bei entkoffeiniertem Kaffee?
Auch wenn ich gerade lang und breit über die Entkoffeinierungsverfahren palavert habe, ist dieser Schritt in Sachen Kaffeequalität doch eben nur ein kleiner bzw. eine Zwischenstation im Veredelungsprozess.
Und darum gelten für entkoffeinierten Kaffee genau dieselben Qualitätsmerkmale wie für die normalen Varianten auch: Es braucht beste Bohnen, die schonend und im richtigen Grad geröstet werden müssen und anschließend schnell bei euch zuhause landen, damit sie dort frisch gemahlen werden.
Dann fehlt nur noch die richtige Zubereitungsmethode und fertig ist höchster Kaffeegenuss. Oder doch nicht? Finden wir es einfach mal an einem wirklich gelungenen Beispiel und mit einem wirklich unfairen Vergleich heraus!
Der Tres Cabezas Kolumbien Decaf Quindio Pijao im Test
Seitdem ich meinen jüngsten Kaffee Adventskalender Test durchgeführt habe, bin ich ein ausgesprochener Fan der Berliner Rösterei Tres Cabezas. Gerade mit ihren „Yogurette-Aromen“-Kaffees haben sie mich drangekriegt.
Als sie erfahren haben, dass ich einen Text zum Thema entkoffeinierter Kaffee schreiben will, haben sie Coffeeness gleich mal ein ganzes Probierpaket rübergeschickt, in dem der Kolumbien Decaf Quindio Pijao den Beweis antreten soll, was ich eben über den Zusammenhang (oder eben Nicht-Zusammenhang) zwischen Qualität und Entkoffeinierung gesagt habe.
Und ja, der Beweis ist gelungen. Zwar bilde ich mir ein, dass dem Aromengerüst irgendwas fehlt. Aber ich bin mir sicher, dass ich zu diesem Ergebnis nicht gekommen wäre, hätte ich den Kaffee blind verkostet. Schauen wir mal im Detail hin.
Die Sugar Cane Methode ist das, was ich bereits weiter oben als „natürliches Entkoffeinierungsverfahren” vorgestellt habe. Da in Kolumbien Zuckerrohr wie Sand am Meer wächst, wird die Methode auch gleich dort vor Ort von den Kaffeebauern der Region Quindio umgesetzt.
Laut Tres Cabezas geht die Methode so:
1. Lösungsmittel wird aus der Melasse des Zuckerrohrs gewonnen und mit natürlicher Essigäure vermischt.
2. Kaffeebohnen werden erst mit Wasser bedampft und kommen dann in ein Bad aus Wasser und Lösungsmittel
3. Danach werden die Bohnen noch einmal gedampft und gewaschen
In der Theorie überzeugt an diesen Aussagen schon einmal, dass Tres Cabezas erstens den Prozess und die Zutaten zum Koffeinentzug genau aufführt (was nicht selbstverständlich ist) und zweitens dieses Verfahren auch direkt bei den Kaffeebauern mit einem sowieso vorhandenen Rohstoff durchgeführt wird.
Das spart Beschaffungs- und Logistikkosten und ist ein Schritt, den die Farmen dem Importeur aus Berlin in Rechnung stellen dürfen. Außerdem ist es schon eine starke Nummer, dass der Kolumbianer als Single Origin so gar nichts mit den gesichtslosen Mischungen aus dem Supermarkt zu tun hat.
Natürlich könnte das alles zunichte gemacht werden, wenn der Kaffee schlecht geröstet würde. Aber da habe ich mir sowieso keine Sorgen gemacht.
Die Optik und die Formalia
Fehlten bei den Tütchen aus dem Adventskalender Röstdatum und MHD, ist bei dieser Packung alles dabei, was ihr zum transparenten Nachvollziehen des Kaffeeweges benötigt.
Ich habe diesen Test am 17. November geschrieben, angekommen ist das Paket am 14. November. Geröstet wurde er am 9. November von Krakelkrakel-Röster XY (wie ihr an der Unterschrift auf dem Foto seht).
Es wäre also für den perfekten Genuss fast noch eine gute Idee, den Espresso in seiner Tüte ein bisschen reifen zu lassen. Warum, er fahrt ihr im Artikel zur Kaffeeaufbewahrung bzw. Kaffeedose.
Aber sei’s drum, ich war gespannt und konnte es nicht erwarten. Als erstes fielen mir die tolle Färbung und Regelmäßigkeit der Bohnen auf.
Wo viele Espressos (oder Espressi) sehr dunkel sind, setzt der Kolumbien Decaf auf ein sattes Mittelbraun, was schon einmal auf fruchtigere Nuancen hindeutet – und auch erklärt, warum die Zubereitungsempfehlung dafür alle Arten an Equipment miteinbezieht.
Der Charakter wird als „dunkle Schokolade, brauner Zucker, getrocknete Feigen“ beschrieben, wobei meine Nase eher zu dem Schluss Karamell, Marzipan, Getreide plus irgendeine Blume gekommen ist.
Hin wie her, lecker ist der Duft auf jeden Fall. Nur nicht ganz so voll, wie man es von einem Espresso vielleicht mitunter erwartet. Doch wie gesagt, ich glaube, das ist Absicht.
Der Geschmack
Hier biss sich nach der Zubereitung die Katze ein wenig in den Schwanz. Denn ich bin mir ziemlich sicher, dass ich nur deswegen ein wenig Körper vermisst habe, weil ich das Wörtchen „Decaf“ vor Augen hatte.
Denn eigentlich schmeckt der Espresso voll, rund und ziemlich frisch – und lässt nichts vermissen. Ich finde aber, dass alle Espresso-nahen Methoden wie Siebträger, Vollautomat oder Mokkakanne die bessere Wahl sind, da etwa der Handfilter viel vom Körper weggenommen hat. Der Abgang war sehr nett, das Zungengefühl wurde auf breiter Ebene angesprochen.
Der Kolumbien Decaf Quindio Pijao hat sich geschmacklich insgesamt nicht ganz so sehr ins Gedächtnis gefressen wie die anderen Kaffees von Tres Cabezas (siehe etwa Guatemala Cup of Excellence Finca La Esperanza oder der köstliche Costa Rica Finca Las Lajas Perla Negra Natural).
Aber er bleibt allein schon deswegen haften, weil er definitiv beweist, dass entkoffeinierter Kaffee mit eigener Stilistik und großer Aromatik absolut möglich ist.
Da ich aber nicht der Versuchung aufsitzen wollte, den Tres Cabezas Decaf wegen meines Fan-Daseins überzubewerten, habe ich parallel dazu noch eine andere Packung gekauft. Auch Decaf. Im Supermarkt. Und himmelweiter kann der Unterschied nicht sein.
Decaf Tres Cabezas vs. Decaf Krönung: Ein Vergleich wie Äpfel und (faule) Birnen
Am liebsten hätte ich natürlich gern ganze Decaf-Espressobohnen im Supermarkt gekauft, doch die gab es trotz riesigen Kaffeeangebots leider nicht. Also habe ich die Jacobs Krönung entkoffeiniert genommen, die es gerade im Angebot gab.
Und schon beim Blick auf das Preisschild wurde mir fast schlecht. Die Decaf-Krönung wurde am Kaufdatum 16. November für 3,99 Euro das Pfund rausgeschleudert. Damit könnte man noch nicht einmal die Kaffeesäcke für den Transport bezahlen! Geschweige denn gute Bohnen zum fairen Preis kaufen.
Espressokocher /Chemex / French Press
Die Vergleichstabelle ist eigentlich nur Makulatur, aber ich wollte euch einmal zeigen, wie der Unterschied zwischen einem transparenten Handel und einer transparenten Produktauszeichnung zu einem Industrie-Kaffee aussieht.
Der einzige Spaß, den ich bei Supermarkt-Kaffee habe, ist das Anstechen der Vakuumverpackung. Das habe ich schon geliebt, als ich noch zu klein für Kaffee war. Dann habe ich (Depp) für diesen Test meine Nase tief in die Krönung gehalten und einen tiefen Zug genommen.
Das war ein Fehler. Ein großer Fehler.
Denn statt Marzipan oder auch nur einem Hauch von irgendetwas Natürlichem schlug mir ein wirklich stechender, saurer Geruch entgegen.
Ich habe auch noch andere schnüffeln lassen, weil ich nicht übertreiben oder falsch urteilen wollte. Dieselben angeekelten Gesichter.
Ich bin mir hundertpro sicher, dass das etwas mit dem Entkoffeinierungsverfahren zu tun hat, denn normalerweise stinkt die Krönung zumindest nicht mit einem solch harten Einschlag. Und das Stechende deutet darauf hin, dass hier auf die billige Tour mit Dichlormethan entkoffeiniert wurde – andere Versionen würden nicht so müffeln, wie wir jetzt wissen.
Ich habe zur Beruhigung dann noch einmal einen Zug Kolumbien Decaf von Tres Cabezas genommen und hatte endgültig den olfaktorischen Beweis für mich, dass dieser Kaffee tatsächlich in einer ganz anderen Decaf-Liga spielt.
Ich habe die Krönung dennoch im Handfilter aufgegossen und mich tatsächlich an einen Schluck gewagt. Der war zwar nicht mehr stechend, doch das Aroma war extrem flach und hatte eigentlich keine besonderen Nuancen oder Nachwirkungen, bei denen ich eine andere Umschreibung als „dünner Kaffee, halt“ finden könnte.
Auch wenn man mir hier mal wieder ein bisschen Blogger-Snobismus unterstellen könnte, so sehe ich doch gerade am Decaf-Battle von Tres Cabezas vs. Krönung alles kondensiert, was ich an
Dabei habe ich nach dem Geruchs- und Geschmacksvergleich zusätzlich das Gefühl, dass sich Jacobs bei der Decaf-Variante sagt „Scheiß drauf, kauft eh keiner“ und sich deshalb nicht mal die Mühe macht, den Chlorgeruch aus dem Kaffee zu entfernen. Und dann wären wir wieder in der typischen Image-Falle, in der entkoffeinierter Kaffee steckt.
Rettung für den entkoffeinierten Kaffee in Sicht?
Fun Fact: Ich habe einmal gelesen, dass oft Bitterstoffe nachträglich zugefügt werden, damit die Aromabalance im entkoffeiniertem Kaffee wieder stimmt.
Und ich glaube, genau in diesem Punkt liegt einer der „Denkfehler“, den ich und viele andere bei entkoffeiniertem Kaffee haben: Wir haben das Gefühl, dass etwas fehlt, könnten aber nicht genau benennen, was es ist.
Denn Bitterstoffe sind mit der Third Wave eh ein bisschen aus der Mode gekommen. Der Kolumbien Decaf Quindio Pijao von Tres Cabezas zeigt, dass ein entkoffeinierter Kaffee bzw. Espresso durchaus funktionieren kann, wenn man sich nicht so sehr an das klammert, was nicht da ist, sondern genießt, was man vor sich hat.
Und das ist dann eben ein wenig weniger wummsig, vielleicht in mancher Hinsicht nicht so 100 Prozent rund, wie man es von einem guten Kaffee erwartet. Aber an Aromen oder gar Genuss muss es einem entkoffeinierten Kaffee überhaupt nicht mangeln.
Dafür ist es jedoch wichtig, dass der Supermarktkaffee schön im Regal bleibt und ihr die gleichen Qualitätsmaßstäbe an Bohnen und Röstung anlegt. Und das heißt eben auch, dass guter entkoffeinierter Kaffee nicht mal eben für unter fünf Euro das Pfund zu haben ist.
Auch hier liegt wieder ein Denkfehler: Wir betrachten Kaffee ohne Koffein gerne als ungeliebten Cousin des Real Deal. Und das gilt nicht nur für Konsumenten, sondern auch für Produzenten. Ein breites Umdenken wird hier sicher nicht stattfinden, schließlich lieben wir alle den großen Koffeinkick.
Aber in den ganzen halbherzigen Versuchen der Entkoffeinierung gibt es eben auch Produkte, die beweisen, dass es durchaus was mit dem Genuss ohne Koffein werden kann, wenn man sich schlicht und einfach Mühe gibt.
Verratet mir: Habt ihr eine Decaf-Marke entdeckt, die ihr unbedingt weiterempfehlen könnt? Kann ich euch noch mehr erklären oder wollt ihr eure Meinung sagen? Dann hinterlasst gerne einen Kommentar!
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36 Kommentare
18 November, 2017
Schöner Beitrag. Und er setzt nahtlos an einen Artikel an, welchen ich Anfang November mit großem Interesse las: https://www.consumerreports.org/coffee/is-decaffeinated-coffee-bad-for-you/
Meine Neugier ist aktuell meiner stillenden Frau zu verdanken. Ihr täglicher Genuss ist derzeit gemischt: 1 Kaffeegetränk mit 100% Arabica MIT Koffein, 1 Kaffeegetränk ohne nahezu 0 Koffein. Meist als Latte bzw. viel Milch. Auf einen Röster haben wir uns noch nicht festgelegt. Da ich gerne viele verschiedene Röster teste, bestelle ich somit stets auch eine Tüte entkoffeinierte Bohnen mit.
Nebeninfo: Robustaanteile erkennt meine Frau im Blindtest wenn der Schlaf nicht eintreten möchte. Ob unser Baby tatsächlich Auswirkungen zu spüren bekam konnten wir jedoch noch nicht erkennen.
Einen ergänzenden Gedanken mag ich mit in das Ergründen der verfügbaren Genusspotentiale von entkoffeinierten Bohnen geben: Ist es nicht so, dass der Markt unendlich viele koffeinhaltige Bohnen bietet und es genau durch diesen Konkurrenzdruck die besten in unsere Mühle schaffen?! Wenn nur sporadisch eine Ernte vom Kick befreit und verschifft wird, kann meiner Meinung nach kaum ein interessantes Angebot entstehen.
27 November, 2017
Lass dir Mal vom Huber eine Packung Decafs schicken – ist sicher nicht sein Bester, aber eine reife Leistung einen Decafs so lecker werden zu lassen! Habe ich auch gern getrunken
Ich freue mich über deinen Kommentar Cancel reply
Herzlich Willkommen!
Ich bin Arne Preuß und kämpfe für mehr hochwertigen Kaffee. Ich teste Kaffees und Espressos in ganzen Bohnen und erstelle Rezepte für Kaffee Feinschmecker.
Hier könnt ihr noch mehr über mich erfahren. Außerdem freue ich mich immer über neue Follower & Fans:
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Melitta Caffeo CI Kaffeevollautomat im Test
Die Caffeo CI ist im Preis-Leistungs-Verhältnis sehr gut. Mit gut durchdachter Funktionalität. Wir haben über 1 Jahr im Büro getestet.
Meine Top Testberichte
Wer Kapsel-Kaffee trinkt, hat die Kontrolle über sein Leben verloren
Coffeeness nutzt Cookies, um bestmögliche Funktionalität bieten zu können.
Entkoffeinierter Kaffee: Altmodisch oder der Kaffee der Zukunft?
Es scheint, als sei entkoffeinierter Kaffee ein bisschen aus der Mode gekommen. Trotzdem ist er für gar nicht mal so wenige Menschen eine echte Alternative zum normalen Kaffee oder Tee. Aber was bedeutet „entkoffeinierter Kaffee“ überhaupt? Ist darin gar kein Koffein enthalten? Wie wird das Koffein aus der Kaffeebohne entfernt? Und für wen eignet sich entkoffeinierter Kaffee überhaupt? Fragen über Fragen, die wir in diesem Beitrag beantworten wollen.
Was ist entkoffeinierter Kaffee?
Logisch: Entkoffeinierter Kaffee ist Kaffee, dem das Koffein entzogen wurde. Im Laden ist er auch als „decaffeinated coffee“ bzw. „decaf“ oder „decaffito“ zu finden. Die Gesetze in Europa schreiben vor, dass bei gerösteten Bohnen für entkoffeinierten Kaffee weniger als 0,1% Koffein und bei Instantkaffee bis zu 0,3% enthalten sein darf. Der internationale Standard ist etwas großzügiger, hier dürfen die gerösteten Bohnen bis maximal 3,0% Koffein enthalten. In unterschiedlichen Verfahren wird der Kaffeebohne das Koffein entzogen. Da die Arabica-Bohnevon Natur aus nur etwa halb so viel Koffein enthält wie die Robusta Bohne, eignet sie sich am besten für die Entkoffeinierung.
Entkoffeinierter Kaffee: Eine Erfindung des 20. Jahrhunderts
Im Jahr 1903 wurde zum ersten mal entkoffeinierter Kaffee hergestellt. Der Bremer Kaffeehändler und Gründer der Firma Kaffee Hag, Ludwig Roselius, entwickelte das nach ihm benannte Verfahren. Der Grund dafür war höchst persönlich: Unerwartet verstarb sein Vater im Alter von 59 Jahren. Da die Ärzte seinen sehr hohen Kaffeekonsum als eine Todesursache vermuteten, begann Ludwig Roselius mit Forschungen zu den Auswirkungen von Koffein auf die Gesundheit. Drei Jahre später ließ er sich sein „Roselius-Verfahren“ zur Entkoffeinierung von Kaffee patentieren und gilt somit als erster Erfinder eines wirtschaftlich genutzten Verfahrens dieser Art.
Das 1903 vom Kaffee Hag Gründer entwickelte „Roselius-Verfahren“ wird heute nicht mehr angewandt, weil es mit krebserregenden Stoffen arbeitet. Nach Roselius wurden die ganzen Bohnen zuerst in Salzwasser eingelegt, damit sie quellen können. Zu den gequollenen Bohnen wird dann in einem zweiten Schritt Benzol hinzugegeben, das das Koffein aus der Bohne extrahiert. Roselius war damals sicherlich nicht bewusst, dass Benzol Krebs verursachen kann. Wir wissen es heute und somit gilt das Roselius-Verfahren als obsolet.
Wie wird entkoffeinierter Kaffee heute hergestellt?
Das Roselius-Verfahren war Pionierarbeit, aber der gewonnene koffeinfreie Kaffee aufgrund des Benzols leider krebserregend. Seitdem hat sich bei der Entkoffeinierung zum Glück einiges getan. Denn die modernen Methoden sind viel schonender. Entkoffeinierter Kaffee kann mit leichterem Gewissen getrunken werden – und trotzdem gibt es bei den einzelnen Methoden gravierende Unterschiede.
Moderne Entkoffeinierung mit chemischen Hilfsmitteln
Die folgenden Methoden zur Entkoffeinierung sind wesentlich gesünder als das, was Roselius mittels des umstrittenen Benzols fabrizierte. Sie sind wirtschaftlich, aber kommen meistens nicht mit reiner Natur aus. Falls ein Produkt die Bezeichnung „natürlich entkoffeinierter Kaffee“ trägt, dann muss es mit dem Lösungsmittel Ethylacetat bearbeitet worden sein. Denn das ist im Gegensatz zum potenziell krebserregenden Dichlormethan tatsächlich natürlich, da es auch aus Obst und Gemüse gewonnen wird. Nichtsdestotrotz geht bei den folgendem Verfahren immer etwas vom typischen Kaffeearoma verloren.
Indirekte Entkoffeinierung: Auf den Spuren von Roselius
Das indirekte Verfahren zu Entkoffeinierung von Kaffee ähnelt der ältesten Methode, dem Roselius-Verfahren. Denn auch hier werden die grünen Kaffeebohnen anfangs in Wasser gelegt, um so alle löslichen Bestandteile der Kaffeebohne herauszulösen. Aus dem entstandenen Gemisch wird nun das Koffein entfernt. Das geschieht aber nicht mehr mittels Benzol wie zu Roselius’ Zeiten, sondern mit Dichlormethan oder Ethylacetat. Nun wird das koffeinfreie Wassergemisch mit neu zugegebenen Bohnen aufgekocht. Währenddessen wird nur das Koffein aus den Bohnen entzogen, nicht aber die für das Kaffeearoma wichtigen Bestandteile. Sofern das natürliche Ethylacetat verwendet wurde, darf sich das Ergebnis „natürlich entkoffeinierter Kaffee“ nennen.
Direkte Entkoffeinierung: Viel Dampf und Lösungsmittel
Beim direkten Verfahren zur Entkoffeinierung werden die grünen Kaffeebohnen zunächst ca. eine halbe Stunde lang heißem Wasserdampf ausgesetzt und danach 10 bis 12 Stunden lang in die Lösungsmittel Dichlormethan oder Ethylacetat eingelegt. In einem weiteren Schritt werden die Bohnen wieder von den Lösungsmitteln getrennt und mehrere Stunden lang getrocknet. Nur wenn das natürliche Ethylacetat als Lösungsmittel eingesetzt wurde, ist es wirklich natürlich entkoffeinierter Kaffee.
Entkoffeinierung ohne chemische Zusätze
Euer entkoffeinierter Kaffee soll möglichst schonend hergestellt sein und ohne chemische Zusätze? Und darf dafür auch etwas mehr kosten? Dann sollte er mit den folgenden Verfahren gewonnen worden sein.
Kohlendioxid-Verfahren: Entkoffeinierung mit viel Druck
Ein sehr beliebtes Verfahren zur Herstellung von entkoffeiniertem Kaffee ist das Kohlendioxid-Verfahren. Es klingt etwas kompliziert, doch der wesentliche Bestandteil ist einfach zu verstehen: Die grünen Kaffeebohnen werden hohem Druck ausgesetzt (73 bis 300 Bar) und dabei mit flüssigem oder gasförmigem Kohlenstoffdioxid (CO2) gespült. So wird Koffein abgespalten und von den Bohnen getrennt. Später wird das CO2 mit Wasser bzw. mit einem Kohlefilter von den praktisch koffeinfreien Bohnen separiert.
Praktischerweise entsteht beim CO2-Verfahren nicht nur entkoffeinierter Kaffee als Hauptprodukt, sondern es wird gleichzeitig Koffein als Nebenprodukt gewonnen. Das können die Unternehmen wiederum als eigenständiges Produkt verkaufen. Der Vorteil für den Verbraucher ist, dass keine Chemikalien zum Einsatz kommen und es praktisch keine CO2-Rückstände auf der Bohne gibt. Außerdem bleibt der Großteil der Aroma-Stoffe enthalten.
Swiss Water Prozess: chemiefrei, aber exklusiv
Ende der Siebziger Jahre wurde von der Swiss Water Decaffeinated Coffee Company ein chemiefreies Verfahren entwickelt, um den Kaffeebohnen das Wasser zu entziehen. Dabei werden die grünen Kaffeebohnenzunächst in heißes Wasser eingelegt – und zwar so lange, bis das gesamte Koffein und andere wichtige Bestandteile aus der Bohne herausgelöst wurden. Die eigentlichen Bohnen werden danach nicht mehr gebraucht und entsorgt. Das übrig gebliebene Wasser wird durch einen Aktiv-Filter gepresst, um die Koffeinmoleküle zu isolieren.
Ohne die Koffeinmoleküle hat man nun ein Gemisch ohne Koffein, dem erneut ganze Kaffeebohnen zugegeben werden. In dem gefilterten Wasser sind bereits die aus dem vorherigen Schritt gelösten Kaffeebestandteile vorhanden, deshalb wird nun nur das Koffein aus den neu hinzugegebenen Bohnen gelöst. Alle anderen wesentlichen Bestandteile bleiben erhalten. Diese Schritte werden so oft wiederholt, bis die Bohnen einen Koffeingehalt von weniger als 0,1% aufweisen.
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Diese Art der Entkoffeinierung wird nur noch sehr selten verwendet, da sie preisintensiv ist. Denn ein großer Teil der Bohnen wird weggeworfen und kann später nicht an den Kunden verkauft werden. Während die Vorteile dieses Verfahrens auf der Hand liegen – chemiefrei und maximaler Erhalt der Kaffeearomen – sind die Nachteile also wirtschaftlicher Natur. Heute nutzen nur noch wenige Kaffeeproduzenten dieses Verfahren, darunter zum Beispiel Cafe Salar aus Mallorca.
Triglycerid-Verfahren: Schonend durch Kaffeebohnenöle
Beim Triglycerid-Verfahren werden die ungerösteten Bohnen in eine heiße Wasser-Kaffee-Lösung gegeben. Durch diese Vorbehandlung wird das Koffein aus dem Inneren der Bohnen an die Oberfläche der Bohnen geleitet. Danach werden die Kaffeebohnen für mehrere Stunden in heiße Kaffeebohnenöle eingelegt. Durch diesen Prozess wird das Koffein mit Hilfe von Triglycerid, das in den Kaffeebohnenölen enthalten ist, entfernt. In einem letzten Schritt werden die nun koffeinfreien Bohnen getrocknet. Das Triglycerid-Verfahren gilt als besonders schonend, weil dabei alle wichtigen Aroma- und Geschmacksstoffe erhalten bleiben.Entkoffeinierter Kaffee: Koffeinfreie Bohnen direkt vom Strauch?
Natürlich: Entkoffeinierter Kaffee direkt von der Kaffeepflanze?
Die mehr oder weniger aufwendigen Verfahren zur Herstellung von entkoffeiniertem Kaffee haben, bei allen Unterschieden, eines gemein. Sie sind Verfahren, bei denen Mühe und finanzielle Mittel aufgewendet werden müssen, um das Koffein aus der Kaffeebohne zu entfernen.
2004 klang es demnach wie eine Sensation, als Wissenschaftler in Äthiopien eine extrem seltene, koffeinfreie Arabica-Pflanze entdeckten. Seitdem werden verschiedene Versuche unternommen, eine Kaffeebohne zu züchten, die von Natur aus kein Koffein enthält. Einen großen Anteil an der Forschung hat dabei die Universität Campinas in Brasilien. Dort wurden unter der Leitung des Wissenschaftlers und Kaffee-Afficionados Mazzafera seit 1983, über zwanzig Jahre lang, Zehntausende von Kaffeepflanzen getestet. Ziel war es, einen natürlichen Decaf herzustellen. Obwohl die Forschungsergebnisse durchaus erfolgversprechend waren, sind die koffeinfreien Bohnen nach wie vor nicht im Handel erhältlich. Die Pflanzen blühten nicht gleichzeitig, daher gab es Unregelmäßigkeiten beim Bestäuben. Deshalb waren die Sträucher mit entkoffeiniertem Kaffee einfach nicht ertragreich genug, um sich kommerziell zu lohnen. Trotzdem hat Mazzafera bis heute nicht aufgegeben:
Miffed at his inability to continue his work with the Ethiopian varieties, he came up with a new plan in 2006. He took the seeds of a productive C. Arabica variety, soaked them in chemicals that cause mutations, and then screened the caffeine levels of 28,000 seedlings. ‚It was a shot in the dark,‘ he says. He ended up with 7 plants that have only 2% of normal caffeine levels. He has already trademarked their name: Decaffito.“ (Nature)
Auch in Japan wurde an der Züchtung einer koffeinfreien Kaffeepflanze geforscht, mit ähnlichen Problemen: Zu wenig Effizienz, zu viel Aufwand. Es bleibt abzuwarten, welche Ergebnisse neue Forschungen hervorrufen.
Entkoffeinierter Kaffee aus der Natur ist noch immer ein Traum (Foto: tristantan via Pixabay)
Für wen sich entkoffeinierter Kaffee eignet
Entkoffeinierter Kaffee eignet sich vor allem für diejenigen, die unter einer Koffeinunverträglichkeit leiden. Das ist gar nicht so selten, wie man denken mag. Dabei wissen viele Menschen gar nicht, dass sie unter einer Allergie bzw. Unverträglichkeit leiden. Zittern, Schweißausbrüche, Herzrasen oder ein gereizter Magen können Zeichen für eine Unverträglichkeit von Koffein sein.
Ebenfalls eignet sich entkoffeinierter Kaffee für Menschen mit Neigung zu hohem Blutdruck. Also alle die gern viel und oft Kaffee trinken, den Geschmack mögen, aber auf diesen Vitalwert achten müssen. Falls zu dieser Gruppe gehörst, dann lies dir doch mal unseren Artikel über Kaffeetrinken bei Beschwerden mit Herz und Blutdruckdurch. Genauso kann es für Schwangere ratsam sein, von koffeinhaltigem auf koffeinfreien Kaffee umzusteigen. Zu Kaffee in der Schwangerschaft findest du hier weitere Infos. Auch bei Sportlern oder sehr ernährungsbewussten Menschen wird in manchen Quellen zum entkoffeinierten Kaffee geraten.
Entkoffeinierter Kaffee… oder doch lieber mit Koffein?
Es gibt Stimmen, die von entkoffeiniertem Kaffee komplett abraten. So haben Studien nachgewiesen, dass koffeinfreier Kaffee für das Herz schädlicher sein soll als als koffeinhaltiger Kaffee. Das rühre daher, dass koffeinfreier Kaffee im Gegensatz zu normalen Kaffee den Spiegel bestimmter Blutfette, z.B. den LDL Cholesterinwert, erhöhe.
Falls entkoffeinierter Kaffee dennoch euer Fall ist, dann achtet auf einen schonende Methode, z.B. auf die Packungsangabe „natürlich entkoffeinierter Kaffee“. Dann dürfen die Bohnen zur Entkoffeinierung nicht mit dem potenziell krebserregenden Lösungsmittel Dichlormethan behandelt worden sein. Und wie immer gilt: Qualität kaufen zahlt sich aus und Genuss in Maßen ist kein Problem.
Vorurteile: Entkoffeinierter Kaffee ist kein Blümchenkaffee!
Das Image, das entkoffeiniertem Kaffee anhaftet, ist manchmal etwas altbacken. Selbst wenn große Hersteller wie z.B. Nespresso viel dafür tun, den „decaffeinato“ mit Hilfe von Werbespots mit George Clooney wieder sexy zu machen. Viele Menschen meinen einfach zu wissen, dass entkoffeinierter Kaffee nicht schmeckt. Dazu hat der Ernährungswissenschaflter Guido Ritter von der Fachhochschule Münster eine ganz eigene Meinung:
Der Beitrag des Koffeins zum Kaffeegeschmack wird überschätzt!
In einem Versuch ließ er Testpersonen im blind Kaffee mit und ohne Koffein probieren. Und was kam dabei heraus?Sie schmeckten keinen Unterschied! Ob man nun Kaffee mit oder ohne Koffein trinken möchte, muss wirklich jeder für sich selbst herausfinden. Doch wenn man zu entkoffeiniertem Kaffee greift, dann sollte das Koffein in einem möglichst schadstoffreien, schonenden Verfahren entzogen worden sein. Unsere Produkt-Vorschläge:
- The Coffee & Tea Company, Bio Espresso: 100% Arabica-Bohnen, mittels CO2-Verfahren entkoffeiniert. Einer der beliebtesten, praktisch koffeinfreien Kaffees.
Lavazza, Caffè Decaffeinato: Die Mischung aus Arabica und Robusta-Bohnen vom italienischen Kaffeehersteller wurde mittels CO2-Verfahren entkoffeiniert.
Decadent Decaf Coffee Company: Koffeinfreier Sumatra Mandheling : Mittels Schweizer-Wasser-Prozess entkoffeiniert und damit besonders schonend.
Ein letzter Tipp: Manche Kaffeetrinker reagieren nicht auf das Koffein, sondern auf die Säure empfindlich. In dem Fall kann es sich lohnen, mal einen säurearmen und milden Kaffee wie unseren Happy Coffeeauszuprobieren!
Über den Autor: Christian ist Gründer von Happy Coffee. Neben gutem Kaffee interessiert er sich für fairen Handel, Surfen und die Startup Szene.
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Entkoffeinierter Kaffee: Sinnvoll oder ungesund?
Wer spät am Abend noch eine Tasse heißen Kaffee genießen möchte, greift in der Regel zum koffeinfreien Kaffee.
Auch für diejenigen, die auf das Aroma und den Geschmack des Kaffees nicht verzichten wollen, ist entkoffeinierter Kaffee eine willkommene Alternative. Das enthaltene Koffein ist für viele Menschen aus verschiedenen Gründen unverträglich, und demnach gibt es auch entsprechende Verfahren, um Kaffee erfolgreich zu entkoffeinieren.
Doch es stellt sich die Frage, ob entkoffeinierter Kaffee wirklich harmlos, oder sogar ungesund ist?
Wie entkoffeinierter Kaffee hergestellt wird
Koffeinfreier Kaffee ist aber dennoch nicht ganz und vollkommen koffeinfrei. Der Kaffee muss den internationalen Standard erfüllen, und mindestens 97% koffeinfrei sein. In EU liegen die Normen etwas strenger bzw. bei 99.9%. Dank entkoffeiniertem Kaffee müssen zum Beispiel auch Schwangere nicht auf das weltweit beliebteste Heißgetränk verzichten. Theoretisch enthält entkoffeinierter Kaffee aber trotzdem potenzielle Schadstoffe, so wird der Kaffee in Supermärkten meist mit Dichlormethan behandelt. Dieses Lösungsmittel steht aber zumindest im Verdacht, krebserregend zu sein. Das hat vor allem mit dem Herstellungsverfahren etwas zu tun, denn die Kaffeebohnen werden mit Wasserdampf behandelt, später aber im genannten Lösungsmittel eingeweicht. Das Koffein wird so ausgespült, und anschließend können die Bohnen wie üblich getrocknet und geröstet werden.
Wie gefährlich ist Dichlormethan?
Beim Entkoffeinierungsverfahren müssen strenge Regeln und Grenzwerte eingehalten werden. In einem Kilo Kaffee dürfen so zum Beispiel maximal 2 Milligram des umstrittenen Lösungsmittel vorhanden sein, so dass auch die Gesundheitsgefahr allerdings nur die theoretische bleibt. Die potenzielle Gesundheitsgefahr kann nicht vollständig ausgeschlossen werden, denn der erlaubte Grenzwert wird angeblich oft überschritten. Kaffee ohne Koffein kann aber auch mit gesunden Verfahren hergestellt werden. Bis jetzt ist noch nicht geklärt worden, ob Dichlormethan tatsächlich krebserregend und überhaupt ungesund ist, doch es gibt aber auch ein Entkoffeinierungsverfahren, welches als garantiert unschädlich gilt. Das Verfahren ist allerdings etwas aufwendiger und wird in der Regel bei Bio-Kaffee angewandt. Das niederschlägt sich auch entsprechend im Preis, dafür werden aber keine Lösungsmittel verwendet und die Aromastoffe bleiben besser enthalten. Bei diesem Verfahren werden die Kaffeebohnen nicht mit Dichlormethan gespült, sondern mit “überkritischen” CO2, das Eigenschaften von Flüssigkeiten und Gas zugleich besitzt.
Übringens eignet sich die Arabica-Bohne besser für koffeinfreien Kaffee, da sie nur etwa halb so viel Koffein wie die Robusta-Bohne enthält. Manche Arabica-Sorten haben von Natur aus einen sehr niedrigen Koffeingehalt und können demnach auch leichter verarbeitet bzw. entkoffeiniert werden.
Entkoffeinierte Kaffeebohnen Test
Hier finden Sie beste koffeinfreie Kaffeebohnen.
Wer nicht auf den Genuss von leckerem Kaffee verzichten kann, aber kein Koffein zu sich nehmen möchte oder darf, der kann auf entkoffeinierte Kaffeebohnen zurückgreifen. Diese Bohnen bieten das typische Kaffeearoma, kommen aber kommen aber ohne Koffein aus. Damit eignen sie sich als hervorragende Alternative beispielsweise für Mütter in der Schwangerschaft oder Stillzeit oder allgemein für Personen, die Koffein nicht vertragen.
Um koffeinfreie Kaffeebohnen zu erhalten, beginnt die Entkoffeinierung bereits direkt nach der Ernte mit den ungerösteten Bohnen. Diese werden im warmen Wasser aufgeweicht, damit ihnen anschließend das Koffein mithilfe von Lösungsmitteln entzogen werden kann. Da durch dieses Verfahren jeweils nur ein kleiner Anteil extrahiert werden kann, muss es mehrmals durchgeführt werden. Da dabei auch Aromastoffe verloren gehen können, lohnt es sich vor allem beim Kauf entkoffeinierter Kaffeebohnen auf hochwertige Sorten zurückzugreifen, bei denen die Verfahren deutlich schonender durchgeführt werden, als es bei billigem Industriekaffee der Fall ist.
Hier finden Sie die Liste mit der besten entkoffeinierten Kaffeebohnen im Test:
Entkoffeinierte Kaffeebohnen enthalten stets minimale Restbestände an Koffein. Da sich bei der Aufbereitung stets nur ein kleiner Teil des gesamten Koffeins extrahieren lässt, ist selbst nach mehreren Durchgängen immer noch ein kleiner Restbestandteil an Koffein in den Kaffeebohnen vorhanden.
Die strengen Lebensmittelrichtlinien der EU erlauben es Herstellern ab einem Anteil von unter 0,1 Prozent die Bezeichnung koffeinfrei für Ihre Produkte zu verwenden. In Ländern außerhalb der EU gelten weniger strikte Vorschriften, sodass dort koffeinfreie Kaffeebohnen durchaus einen höheren Anteil an Koffein aufweisen können.
Mit genetischen Versuchen arbeiten internationale Forschungsteams an der Herstellung von koffeinfreien Kaffeepflanzen. Diese sollen zukünftig den aufwendigen Entkoffeinierungsprozess überflüssig machen, sodass direkt Kaffeebohnen ohne Koffein geerntet werden können.
Entkoffeinierte Kaffeebohnen sind äußerlich nicht von normalen Bohnen zu unterscheiden
So werden Kaffeebohnen entkoffeiniert
Hier finden Sie eine kurze Übersicht der verschiedenen Entkoffeinierungsverfahren, die für die Herstellung koffeinfreier Kaffeebohnen zum Einsatz kommen.
Das älteste Verfahren zur Herstellung koffeinfreier Kaffeebohnen wurde Anfang des 20.Jahrhunderts von Ludwig Roselius entwickelt. Dabei wurden die Rohbohnen im Salzwasser zum Quellen gebracht und mithilfe von Benzol das Koffein entzogen. Das Verfahren wird wegen den gesundheitsschädlichen Eigenschaften von Benzol heutzutage nichtmehr eingesetzt.
In den 70er Jahren entwickelte die Swiss Water Decaffeinated Coffee Company ein aufwendiges neues Filterverfahren. Dafür wurde zuerst mithilfe von heißem Wasser aus Kaffeebohnen sowohl das Koffein als auch die Aromastoffe herausgelöst. Dieses Gemisch wurde durch einen Aktivkohlefilter geleitet, der das Koffein herauslöste. Nun wurde die restliche Flüssigkeit wiederum verwendet, um darin weitere Kaffeebohnen aufzuweichen. Da die Aromastoffe in der Flüssigkeit bereits vorhanden sind, extrahiert diese nun hauptsächlich nur das Koffein der Bohnen. Da es aber trotzdem zu Aromaverlust kam und das Verfahren sehr aufwendig und kostenintensiv war, wird es heutzutage nur noch sehr vereinzelt zur Herstellung für entkoffeinierte Kaffeebohnen eingesetzt.
Zu den heutzutage hauptsächlich verwendeten Verfahren zählen folgende Vorgehensweisen:
Beim direkten Verfahren werden die Rohbohnen in Wasserdampf aufgeweicht und das Koffein anschließend mit den Lösungsmitteln Dichlormethan oder Ethylacetat extrahiert. Die Lösungsmittel werden in der folgenden Trocknungsphase wieder komplett entfernt.
Beim indirekten Verfahren werden sämtliche Inhaltsstoffe der Bohnen in heißem Wasser herausgelöst. Dieser Flüssigkeit wird mithilfe der Lösungsmittel Dichlormethan oder Ethylacetat das Koffein entzogen und die verbleibende Lösung wiederum zum Herauslösen von Koffein aus weiteren Bohnen genutzt. Das Verfahren ähnelt dem Schweizer-Wasser-Prozess, setzt aber moderne Lösungsmittel statt eines Aktivkohlefilters ein.
Von Wasserdampf aufgeweichten Kaffeebohnen werden unter Hochdruck mit Kohlenstoffdioxid gespült, welches das Koffein der Bohnen in sich bindet. Nachdem das Kohlenstoffdioxid verdampft, bleiben das extrahierte Koffein und koffeinfreie Kaffeebohnen zurück.
Hierbei werden die Bohnen zuerst in heißem Wasser und anschließend in heißem Kaffeeöl eingelegt. In diesem Öl enthaltenes Triglycerid löst das Koffein aus den rohen Bohnen heraus.
Keine passenden entkoffinierten Kaffeebohnen dabei? Dann sehen Sie sich auch die anderen Sorten an und finden Sie beste Kaffeebohnen für Ihren persönlichen Geschmack.
Verwendet Nestle Dichlormethan bei der Entkoffeinierung?
Ich habe mal eine Frage zu Entkoffeinierungsvorgängen in diversen Unternehmen. Da ich gerne Kaffee trinke, allerdings aufgrund von auftretenden Kopfschmerzen relativ wenig Kaffee hintereinander vertrage, würde ich gerne auf den Entkoffeinierten umsteigen. Das Problem ist nur: Die Gesundheit. Mir war schon vorher bekannt, dass entkoffeinierter Kaffee doch krebserregend sein würde. Schaut bitte bei Wikipedia einmal nach "Entkoffeinierung". Da steht sogar die Chemikalie, die dafür verantwortlich ist. "Dichlormethan" Kaffee mit Dichlormethan zu entkoffeinieren ist günstig. Deshalb kann man sich denken, dass Nestlé, Unilever, Douwe Egberts, Jacobs und so weiter alle diese Methode anwenden, und, bitte erlaubt mir diesen Satz, der entkoffeinierte Kaffee dieser geldgierigen Geier krebserregend ist.
Bevor ich mich darüber noch weiter aufrege :D, komme ich zur eigentlichen Frage: Stimmt es, dass Nestle (Nescafe) den Kaffee mit Dichlormethan entkoffeiniert? Kennt ihr alternativen? Also könnt ihr einen entkoffeinierten Kaffee empfehlen, der explizit ohne Dichlormethan entkoffeiniert wurde?
Hier nochmal ein ganz interessanter Beitrag, der doch bestätigt, wie sehr wohl Dichlormethan Verwendung findet Einfach bei Google "nescafe Dichlormethan" eingeben. Die Anti-Spam-Funktion erlaubt es mir leider nicht, einen weiteren Link einzufügen. Es wird nicht ausdrücklich gesagt, dass kein Dichlormethan verwendet wird. Stattdessen kommt so eine irrsinnige Standartantwort.
2 Antworten
Diese Auskunft ist eigentlich nicht so schwer zu finden:
Allerdings verwende ich schon längere Zeit nicht mehr Google zum Suchen.
Konzerne wie Nestlé haben eine Verbraucher-Hotline, die günstigenfalls sogar auf ihren Produkten aufgedruckt ist. Also könntest du dort anrufen und nachfragen, mit welcher Methode dort der Kaffee entcoffeiniert wird.
Das ist eine sehr sehr gute Idee. Danke :D
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Ich trinke wahnsinnig gerne Kaffee, weil ich mir aber die entsprechenden Mengen Koffein sparen möchte, trinke ich nachmittags entkoffeinierten Kaffee. Eine Kollegin meinte, dass aber auch entkoffeinierter Kaffee in großen Mengen gesundheitsschädlich sei. Sie konnte mir aber keinen Grund nennen.
Nachdem ich mich schnell bewegt habe wird mir seit Kurzem oft übel - ebenso nach Kaffee. Auf welche Krankheiten kann das hindeuten?
Ich bin übergewichtig und könnte Reflux haben, außerdem habe ich derzeit erhöhten familiären Stress und nehme Trevilor 75mg (das nehme ich aber schon seit Jahren und hatte nie Übelkeit deswegen)
Außerdem habe ich panische Angst vor Krebs :/
Also ich trinke mit meiner Mum immer jeden Tag 1 tasse kaffee sie trinkt auch manchmal 2-3 pro tag
aber ich habe immer gedacht das dass filterkaffee wäre, ich habe sie mal spaßhalber gefragt und sie hat mir gesagt das das frisch gemalen ist und kein filterkaffee ist
ist das nicht krebserregend? ich bin 14
Schönen Abend liebe Community, meine beste Freundin und Ich haben grade über Krebs geredet und sie hat erzählt, dass Kaffee Krebsverursachend ist. Wir beide wissen das aber nicht so genau und wollten euch mal fragen, ob es denn so ist und ob es auch anderes verursachen kann. Und wie sieht es bei Erwachsenen aus?
also meine mutter hat neulich eine kaffemaschine von "Lavazza" geschenkt bekommen, meine Tante hat meiner Mutter gesagt dass da irgendetwas krebsanregend ist also ist miene frage können Kaffemaschinen krebsanregend sein .
Hallo. Ich bin 14 und trinke täglich 1-2 Tassen entkoffeinierten Kaffee von Moreno (vom Aldi). Nun wollen meine Eltern nicht, dass ich Den Kaffee trinke, weil sie meinen es währe ungesund. Ich trinke schon 1 1/2 Jahre Kaffee und jetzt wollen sie es mir verbieten. Ist das wirklich schädlich für mich?
ich mag entkoffeinierten Kaffee lieber, weil mir das Herzklopfen erspart bleibt.
Was mich interssiert ist die Frage ,wie dem Kaffee das Koffein entzogen wird.
Hey, vertrage keinen Kaffee mehr, mag den Geschmack aber so. Hat wer vielleicht nen Tipp für nen entkoffeinierten Schonkaffee(Pulver, für die 0815 Filtermaschine), der trotzdem noch halbwegs nach Kaffee schmeckt?
Ich habe eine alte Espresso-Maschine geschenkt bekommen. (4 Jahre unbenutzt)
Meine Frage ist jetzt ob die Leitungen in dieser Zeit gerostet sein könnten oder ob es gefährlich sein könnte, Kaffe aus dieser Maschine zu trinken?
Habe jetzt angefangen Sie mit vielen durchläufen (20 bis 30 mal werd ichs wohl machen) durchzuspülen und anfangs war das wasser fast weiß. Mittlerweile ist es kaum noch verschmutzt und hat keinen Geruch mehr. Bin mir sicher dass ich in 2 Tagen klares Wasser da raus bekomme. Aber kann da immer noch was enthalten sein, dass schädlich ist? Sind die Leitungen villeicht so verkalkt, dass es ungesund ist?
Vielen dank im vorraus.
Meine Mutter sagt sie wird auch vom entkoffeinierten Kaffee nervös.. Woran kann das liegen? Ist der entkoffeinierte etwa nicht 100% entkoffeiniert?
Man sagt immer wieder, dass 1-3 Tassen am Tag das Risiko bestimmter Krebsarten um bis zu 30% senkt und dass 6 Tassen Kaffee am Tag sogar das Risiko um 60% senkt. Doch ist bei einer Menge von 6+ Tassen Kaffee nicht auch ein schädlicher Aspekt beachtenswert? Das kann doch gar nicht gesund sein? Was sagt ihr?
Ich habe gestern einen "Cappucino Extra" aus einem Kaffeeautomaten (diese in Krankenhäusern, Schulen usw.) getrunken. Daraufhin wurde mein Gesicht sehr rot, meine Backen dick und mich plagt seither ein kolikartiger Schmerz in der rechten Bauchseite (Gallenblase/Leber/Dickdarm-Region).
Hat jemand eine Idee, durch was das ausgelöst worden sein könnte? Blinddarm kann man ausschließen.
Seit mehreren Tagen, vllt sogar Wochen zittern meine Hände stark und oft.
Ich rauche und trinke Kaffee, allerdings beides schon länger, und vorher hatte ich dieses Hände zittern nicht. Woran kann das liegen?
Könnte das vllt auch etwas mit meiner vor ein paar Monaten diagnostizierten Schilddrüsenunterfunktion zu tun haben? Ich bekomme auch Tabletten.
Entkoffeinierter Kaffee – das sollten Sie wissen
Gerade ältere Menschen schwören auf koffeinfreien Kaffee, weil sie davon ausgehen, dass sie im Alter das Koffein nicht mehr so gut vertragen. Nach dem Genuss von koffeinhaltigem Kaffee klagen sie oft über erhöhten Blutdruck und Herzprobleme. Allerdings könnten aber auch die Bitterstoffe ein Grund dafür sein, dass der Kaffee als unverträglich wahrgenommen wird. Denn würden ältere Menschen tatsächlich so empfindlich auf Koffein reagieren, würden sie vermutlich auch Probleme beim oder nach dem Verzehr von Schokolade und Kakao enthalten, denn auch diese Lebensmittel enthalten Koffein – wenn auch in niedrigerer Dosierung. Aber auch in anderen Lebensphasen wird gerne auf entkoffeinierten Kaffee zurückgegriffen, beispielsweise in der Schwangerschaft.
Beginn des 20. Jahrhunderts: Ein Bremer erfindet den entkoffeinierten Kaffee
Ludwig Roselius, der Gründer der bekannten Kaffeemarke „Kaffee HAG“ stellte im Jahr 1903 zum ersten Mal entkoffeinierten Kaffee her. Der Grund war denkbar traurig: Kurz zuvor war nämlich sein Vater gestorben und Roselius führte dies nicht zuletzt auf den immensen Kaffee- und damit auch Koffeinkonsum seines Vaters zurück. Der erste entkoffeinierte Kaffee war aber nicht unbedingt förderlich für die Gesundheit. Denn nachdem die Kaffeebohnen in Salzwasser aufgequollen waren, entzog Roselius ihnen mit Hilfe von Benzol das Koffein. Benzol ist aber ein Stoff, der heutzutage als krebserregend gilt, das sogenannte Roselius-Verfahren wird daher heute nicht mehr angewendet.
Der Schweizer-Wasser-Prozess: Ein Verfahren ohne Chemie
Der Schweizer-Wasser-Prozess funktioniert ganz ohne gesundheitsschädliche Chemie, hat dafür aber andere Nachteile. Dieses Verfahren arbeitet mit dem Prinzip der Sättigung: Zunächst werden dazu die Kaffeebohnen in Wasser gelegt – und zwar so lange, bis alle löslichen Bestandteile in das Wasser übergegangen sind. Dieses Wassergemisch wird dann durch einen speziellen Filter gegeben, um das im Wasser gelöste Koffein vom Rest zu trennen. Das koffeinfreie Wasser wird nun weiter verwendet. In dem nun folgenden Schritt werden wiederum Kaffeebohnen in das Wasser, das nun alle Kaffee-Bestandteile abgesehen von dem Koffein enthält, gegeben und darin quellen gelassen. Nun kommt das Prinzip der Sättigung ins Spiel: Da das Wasser alle Bestandteile der Bohne enthält, nur nicht das Koffein, kann nur das Koffein an das Wasser abgegeben werden. So wird den Bohnen also durch das Wasser ihr Koffein entzogen und sie auf diese Weise entkoffeiniert. Diese Methode ist jedoch sehr aufwendig und außerdem äußerst verschwenderisch, da man viele Kaffeebohnen zum Sättigen des Wassers benötigt, die man danach einfach entsorgt. Daher wird auch diese Methode heute kaum noch angewendet.
Entkoffeinierter Kaffee dank Lösungsmitteln
Eine der heute gängigen Methoden zum Entkoffeinieren von Kaffee setzt auf Lösungsmittel. Dazu lässt man auch hier in einem ersten Schritt die Kaffeebohnen zunächst aufquellen, um sie bereit zu machen für die Lösungsmittel. Kommen diese dann zum Einsatz ist Geduld gefragt: Mindestens zehn Stunden müssen in der Regel die Kaffeebohnen mit Lösungsmitteln behandelt werden, um ihr Koffein frei zu geben. Aber der Einsatz von Lösungsmitteln ist nicht ganz unumstritten: Bis heute ist nämlich nicht abschließend geklärt, ob die Stoffe, die dabei zum Einsatz kommen, gefährlich für die Gesundheit sind oder nicht. Es scheint nämlich Hinweise darauf zu geben, dass mindestens ein Lösungsmittel, nämlich Dichlormethan, potentiell krebserregend ist.
Ist entkoffeinierter Kaffee in der Schwangerschaft sinnvoll?
Für viele werdenden Mütter heißt es in der Schwangerschaft auf so einiges verzichten, was dem Kind schaden könnte. So auch auf Koffein – aber ist die Furcht gerechtfertigt?
Tatsächlich kommen Studien zu dem Thema „Koffein und Schwangerschaft“ zu keinem eindeutigen Ergebnis. Manche glauben einen statistischen Zusammenhang zwischen Beeinträchtigungen des Neugeborenen und dem Koffein-Konsum der Mutter zu finden, andere sehen diesen Zusammenhang nicht. Die Frage ist aber noch nicht abschließend geklärt. Wer allerdings kein Risiko eingehen möchte, kann auf entkoffeinierten Kaffee zurückgreifen. Unser Tipp: Wählen Sie gerade in der Schwangerschaft entkoffeinierten Kaffee, der mit einem Bio-Siegel ausgezeichnet ist.
Wer nicht komplett auf koffeinhaltigen Kaffee verzichten kann oder will, für den haben Ärzte einen groben Richtwert ausgegeben, bis zu dem auch koffeinhaltiger Kaffee für das Neugeborene Kind unschädlich sein sollte. Denn eins sollten Frauen in der Schwangerschaft wissen: Das Koffein gelangt in jedem Fall über die Plazenta zu dem Baby – ob das Koffein allerdings hier Schäden anrichtet oder ob das Baby das Koffein sehr gut abbauen kann, ist nicht abschließend geklärt. Wer also trotz Koffein auf Nummer Sicher gehen will, sollte nicht mehr als 200 Milligramm Koffein am Tag zu sich nehmen. Die angegebene Menge ist als Gesamtmenge zu verstehen. Das bedeutet, dass auch andere Lebensmittel, die Koffein besitzen, in die Rechnung mit aufgenommen werden müssen. Dazu gehören beispielsweise Schokolade, Schwarzer und Grüner Tee und Kakao. Auch einige Medikamente können Koffein enthalten. Daher sollten Schwangere wenn möglich einen genauen Plan führen, welche Lebensmittel sie täglich konsumieren und dies mit ihrem behandelnden Arzt absprechen.
Entkoffeinierter Kaffee – was man außerdem wissen sollte
- Obwohl der Kaffee den Titel „entkoffeiniert“ trägt, ist er nie gänzlich frei von Koffein. Rein chemisch scheint es auch nicht möglich zu sein, Koffein bis auf letzte Reste aus den Bohnen heraus zu filtern. In der EU ist es daher so, dass Kaffee bis zu einem Gehalt von 0,1% Koffein noch als entkoffeinierter Kaffee deklariert werden darf.
- Entkoffeinierter Kaffee ist nicht automatisch gesünder. Wie wir bereits gesehen haben, kommt es ganz maßgeblich auf die Methode an, die verwendet wird, um dem Kaffee das Koffein zu entziehen. So kann es unter Umständen sein, dass der Kaffee durch bestimmte Verfahren weniger verträglich wird, als er das mit Koffein wäre. Gerade die magenschonende Wirkung ist dann passé.
- Entkoffeinierter Bio-Kaffee scheint die bessere Wahl zu sein. Denn bei Bio-Kaffee dürfen keine chemischen Lösungsmittel zum Einsatz kommen, um die Bohne von dem Koffein zu befreien. Wer sich also vor Dichlormethan fürchtet, sollte zu Bio entkoffeiniertem Kaffee greifen. Denn dieser wird in der Regel mithilfe der CO2-Methode entkoffeiniert.
- Entkoffeinierter Kaffee scheint auch auf natürliche Weise zu wachsen. In Äthiopien haben Wissenschaftler im Jahr 2004 eine von Natur aus koffeinfreie Kaffeepflanze entdeckt. Seither versucht man quasi auf natürlichem Wege, nämlich durch Selektion und Kreuzungen, eine Kaffeepflanze zu züchten, die koffeinfreie Früchte trägt.Bisher sind die Kaffeepflanzen jedoch noch nicht ertragreich genug, als dass natürlich produzierter entkoffeinierter Kaffee im Handel in naher Zukunft verfügbar sein könnte. Aber wie heißt es so schön: Abwarten und Tee – Pardon! – Kaffee trinken.
One thought to “Entkoffeinierter Kaffee – das sollten Sie wissen”
Vielen dank für die Informationen. Ich liebe Kaffee. Der Tag beginnt immer mit einer Tasse Kaffee.
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Verfasst von: Patrick Neumer
Für viele von euch ist Kaffee der Kickstarter, um am Morgen erstmal klar zu kommen. Für uns definitiv auch. Genau aus diesem Grund verdutzt viele die Bezeichnung „entkoffeinierter Kaffee“. Es handelt sich um eine Art Überbleibsel aus der Zeit eurer Großeltern, das sich mittlerweile wieder großer Beliebtheit erfreut. Was hat es damit auf sich, wie produziert man koffeinfreien Kaffee und ist es überhaupt gesund? Die Antworten zu euren Fragen gibt es im folgenden Artikel.
Was ist entkoffeinierter Kaffee?
Der Name entkoffeinierter Kaffee ist eigentlich schon relativ selbst erklärend - Kaffee ohne Koffein. Jedoch können immer noch kleine Mengen Koffein in koffeinfreien Kaffee enthalten sein. Denn um sich koffeinfrei nennen zu dürfen, kann der Kaffee bis zu 0,1% Koffein enthalten. Wir sprechen hier also von minimalen Konzentrationen. Über die Jahre haben sich vor allem Qualität und Geschmack enorm verbessert und können heute locker mit normalen Kaffee mithalten. Unter den Kaffeebohnen eignet sich die Arabica-Bohne am besten, da sie von Natur aus schon nicht so viel Koffein hat. Wenn ihr koffeinfreien Kaffee im Supermarkt sucht, schaut am besten nach der Bezeichnung „decaf“ oder „decaffeinated coffee“.
Entstehung des entkoffeinierten Kaffees
Man schrieb das Jahr 1903, als niemand Geringeres als Ludwig Roselius, der Gründer von Kaffee Hag aus Bremen, entkoffeinierten Kaffee zum ersten Mal herstellte. Hinter dieser Erfindung steht, wie bei vielen anderen Erfindungen auch, ein Familiendrama. Ludwig Roselius‘ Vater verstarb urplötzlich und die Ärzte vermuteten eine überhöhte Koffeindosis als Todesursache. Ab diesem Zeitpunkt begann Ludwig mit der Untersuchung der Effekte von Kaffee auf den menschlichen Körper. Nach 3 Jahren Forschung entwickelte Ludwig ein Verfahren, das Roselius Verfahren, mit dem man Kaffee entkoffeinieren kann - die Geburtsstunde des koffeinfreien Kaffees.
Bei seinem Verfahren nutzte er vor allem Benzol, ein Lösungsmittel, welches den Bohnen das Koffein entzieht. Jedoch hat man festgestellt, dass dieses Lösungsmittel stark krebserregend ist, weswegen Benzol heute nicht mehr angewendet wird. Das könnte vielleicht erklären, warum entkoffeinierter Kaffee oft als das schwarze Schaf der Kaffee-Familie dargestellt wurde und gerade aus diesem Grund heute kaum noch bekannt ist. Aber die Zeiten ändern sich, denn heute gibt es viele verschiedene Verfahren, die nicht krebserregend sind.
Wie wird entkoffeinierter Kaffee heute hergestellt?
Ludwig war der Vorreiter im Bereich entkoffeinierter Kaffee, nur leider war sein Verfahren gesundheitsschädlich. Im Laufe der Jahrzehnte haben sich aber viele neue und vor allem bessere Verfahren auf der ganzen Welt herauskristallisiert. Diese neuen Verfahren sind schonender für die Bohnen, was die Qualität und den Geschmack verbessert und vor allem entsteht kein gesundheitliches Risiko für den Konsumenten. Die Unterschiede zwischen den Verfahren sind dennoch wie Tag und Nacht.
Koffeinentzug mit chemischen Prozessen
Bei jedem der folgenden Verfahren verwendet man grüne Bohnen, die noch nicht geröstet wurden. Im Allgemeinen ist der erste Schritt, dass die Bohnen mit heißem Wasser oder Wasserdampf zum Aufquellen gebracht werden. Daraufhin wird das Koffein mit einem beliebigen Lösungsmittel extrahiert, abhängig von dem jeweiligen Verfahren. Dieser Schritt muss mehrmals wiederholt werden, um das Koffeinlimit der EU für koffeinfreien Kaffee von maximal 0,1% zu erreichen. Bei manchen der folgenden Verfahren verschwindet mit dem Koffein auch leider ein Teil des Geschmacks - das schonmal vorweg.
Direktes Verfahren
Bei dem direkten Verfahren für entkoffeinierten Kaffee werden die Bohnen 30 Minuten lang Wasserdampf ausgesetzt. Danach bringt man die Bohnen für 10 Stunden in Kontakt mit dem Lösungsmittel Ethylacetat oder optional auch Dichlormethan. Nach Ablauf der 10 Stunden schüttet man das Lösungsmittel ab und versucht Restbestände vollständig zu entfernen. Vor allem bei Dichlormethan ist ein komplettes Entfernen des Lösungsmittels unabdingbar, da es im Verdacht steht, Krebs zu erregen.
Mit dem Lösungsmittel Ethylacetat, darf der Kaffee sogar als „natürlich entkoffeinierter“ Kaffee bezeichnet werden, da man Ethylacetat aus natürlichen Quellen gewinnen kann, wie zum Beispiel Obst.
Indirektes Verfahren
Beim indirekten Verfahren werden alle Inhaltsstoffe, die wasserlöslich sind, mit heißem Wasser herausgelöst, als würde man den Kaffee normal kochen wollen. Die entstehende Lösung wird dann mit Ethylacetat versetzt, um das Koffein zu extrahieren.
Dieses koffeinfreie Gemisch wird dann mit neuen Bohnen vermischt und erneut aufgekocht. Dadurch wird wirklich nur das Koffein aus den neuen Bohnen entzogen, da ein Löslichkeitsgleichgewicht entsteht. Was auch immer ein Löslichkeitsgleichgewicht ist, hier müssen wir einfach mal der Chemie trauen, dass es funktioniert. ;)
Koffeinentzug ohne chemische Prozesse
Chemie ist zwar eine sehr effektive Lösung für einige Probleme, hat aber auch immer einen negativen Nachgeschmack. Deshalb stellen wir noch ein paar Verfahren vor, die ganze ohne Chemie auskommen und somit ohne gesundheitliche Risiken sind.
Schweizer-Wasser-Prozess Verfahren – schonend aber kostspielig
Das Schweizer-Wasser-Prozess Verfahren ist das bekannteste Verfahren. Bei diesem Verfahren werden die grünen Kaffeebohnen mit Wasser durchtränkt, was das Koffein zusammen mit den restlichen Bestandteilen lösen soll. Dieses Wasser wird dann durch einen Aktivkohlefilter geleitet, welche die Koffeinmoleküle fast komplett herausfiltert.
Das koffeinfreie Wasser wird nun mit neuen Bohnen vermischt, dabei wird den neuen Bohnen nur das Koffein entzogen und nicht die festen Bestandteile und Aromen. Dieser Schritt wird solange wiederholt, bis die Bohnen maximal noch 0,1% Koffein haben.
Euch ist möglicherweise aufgefallen, dass niemals ein schräger Chemie Begriff bei dieser Methode gefallen ist, oder? Das ist auch der entscheidende Vorteil gegenüber den anderen beiden Verfahren. Das Schweizer-Wasser-Prozess Verfahren kommt ganz ohne Chemie aus. Von allen Verfahren bleibt hierbei das Aroma fast komplett erhalten und zudem verwendet man noch nicht mal Chemie, leider ist das ganze äußerst kostspielig. Man muss nämlich viele Bohnen entsorgen, um lediglich ein paar koffeinfreie Bohnen zu erhalten.
Kohlendioxid-Verfahren – chemiefrei und aromatisch
Das Zauberwort bei diesem Verfahren lautet „Superkritisches Kohlenstoffdioxid“, oder einfacher CO2 in flüssiger Form. Nachdem die Bohnen mit Wasserdampf behandelt wurden, werden sie bei einem Druck von 73 – 300 bar mit dem superkritischen Kohlenstoffdioxid gespült, womit das flüssige Koffein herausgelöst wird.
Danach lässt man das Kohlenstoffdioxid verdampfen, wodurch nur noch das reine Koffein übrigbleibt. Das CO2 wird aufbereitet und wiederverwendet.
Triglycerid-Verfahren – Öle schützen das Aroma
Für das letzte Verfahren braucht man eine heiße Wasser-Kaffee Lösung, in die man die noch nicht gerösteten Bohnen hineingibt. Dieser Schritt soll als Resultat das Koffein in die Nähe der Oberfläche der Bohne bringen. Um das Koffein dann aus der Bohne zu befördern, legt man die Bohnen im nächsten Schritt in Kaffeebohnenöle, die Triglycerid enthalten. Dieses Triglycerid kann das Koffein aus den obersten Schichten der Kaffeebohne entfernen, ohne das Aroma zu verändern.
Gibt es eine Kaffeepflanze, die von Natur aus kein Koffein hat?
Die "chemiefreien" Verfahren sind zwar schön und gut, aber auch sehr aufwendig und kostenintensiv. Deshalb wäre die denkbar einfachste Lösung eine Kaffeepflanze, die von Natur aus kein Koffein beinhaltet. Gibt es so eine Pflanze denn schon?
Es gibt sie zumindest theoretisch. Aber es hat sich in der Forschung schnell Ernüchterung breitgemacht, denn diese Pflanzen sind sehr ineffizient. Dies führt zu extrem hohen Kosten im Anbau weshalb diese Sorten so gut wie nie anzutreffen sind. Die Forschung in diesem Bereich geht jedoch weiter.
Es gibt unterschiedlichste Gründe zum koffeinfreien Kaffee zu greifen: Unverträglichkeit, Bluthochdruck, Schwangerschaft, Angst nicht schlafen zu können etc. Alle eint, dass sie trotzdem nicht auf den Geschmack oder das Gefühl von Kaffee trinken verzichten wollen.
Es sollte aber jedem klar sein: Aktuell gibt es keinen natürlichen koffeinfreien Kaffee!
Ein koffeinfreier Kaffee muss also in jedem Fall extra prozessiert worden sein. Wie? Keine Ahnung, wir haben noch nie eine Angabe dazu auf einem Kaffee gefunden. Das heißt nicht, dass koffeinfreier Kaffee ungesund sein muss - aber er ist intransparent, unökologisch und vielleicht etwas dekadent – oder was würdet ihr dazu sagen? „Jetzt neu: Zitronen ohne Vitamin C“.
Wer koffeinhaltigen Kaffee schätzt und dazu noch sehr gute Qualität möchte, ist bei uns genau richtig. ;)
Mehr Infos zum Thema Koffein:
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Entkoffeinierter Kaffee – gesund oder schädlich ?
Koffeinfeier Kaffee ist schon längst kein Nischenprodukt mehr, sondern für immer mehr Menschen ein fester Bestandteil einer gesunden Ernährung und eine genussvolle Alternative zu koffeinhaltigem Kaffee. Besonders Menschen, die nicht auf das Aroma des Heißgetränkes verzichten möchten, aber es gesundheitlich nicht vertragen, greifen auf koffeinfreien Kaffee zurück. Dabei ist das entkoffeinierte Heißgetränk fast schon eine neumodische Entwicklung, die erst 1905 vom Gründer des Unternehmens Kaffee Haag patentiert wurde.
Die Erfindung der entkoffeinierten Kaffeebohne
Kaum ein anderes Heißgetränk wird auf der ganzen Welt so gern getrunken wie es bei Kaffee der Fall ist. Allein in Deutschland wurden 2012 etwa 400.000 Tonnen Kaffee konsumiert. Auch die Auswahl verschiedenster Kaffeeprodukte ist mit steigender Nachfrage und wachsendem Gesundheitsbewusstsein vielfältiger geworden. Denn das koffeinhaltige Getränk ist für immer mehr Menschen nicht mit einer gesunden Lebensweise zu vereinbaren. Auch Ludwig Roselius, Gründer des Unternehmens Kaffee Haag, teilte diese Ansicht. Sein Vater war Kaffeeimporteur und starb mit gerade einmal 59 Jahren. Die Ärzte sahen die Ursache des frühen Ablebens des Familienoberhauptes im hohen Kaffeekonsum des Vaters. Deshalb entwickelte Roselius ein Verfahren, um den Kaffeebohnen das Koffein zu entziehen und ließ es 1905 patentieren. Heute ist entkoffeinierter Kaffee in vielen Haushalten zu finden, weil es für viele Kaffeetrinker die optimale Kombination aus Genuss und Verträglichkeit ist.
Entkoffeinieren – wie der Kaffeebohne das Koffein entzogen wird
Um den Bohnen das Koffein zu entziehen, ohne dabei das Aroma zu verlieren, werden sie zunächst einem chemischen Verfahren unterzogen. Für die Herstellung werden Kaffeebohnen verwendet, die noch nicht geröstet wurden. Das soll eine geringe Beeinträchtigung des Geschmacks garantieren. Auch wenn es verschiedene Methoden des Entkoffeinierens gibt, so läuft das Verfahren grundsätzlich immer in fünf Schritten. Zunächst müssen die Bohnen in Wasser eingeweicht werden, um danach mit Lösungsmitteln extrahiert zu werden. Anschließend erfolgt ein Wasserdampfbad, um die Lösungsmittel wieder zu entfernen. In den beiden letzten Schritten ist die Regeneration der Lösungsmittel an der Reihe und zum Schluss müssen die behandelten Bohnen getrocknet werden. Für die chemische Behandlung werden heute zu 98 Prozent Dichlormethan und Ethylacetat verwendet. Aber den Bohnen das Koffein zu entziehen, funktioniert auch ohne chemische Zusätze und nur mit Wasserdampf. Allerdings bleibt ein sehr geringer Anteil Koffein nach jeder Verfahrenstechnik. In Deutschland darf entkoffeinierter Kaffee nur 0,1 Prozent des stimulierenden Inhaltsstoffes enthalten. Das heißt, vollständig koffeinfrei ist die Sorte nicht und deshalb sollten Kinder auf den Genuss verzichten. Auch in der Schwangerschaft ist es ratsam, mit dem Arzt abzusprechen, ob koffeinfreier Kaffee in Ordnung ist.
Gesund oder schädlich – was medizinische Studien sagen
Ob entkoffeinierter Kaffee wirklich gesundheitsfördernd oder doch vielleicht schädlich ist, haben inzwischen mehrere, internationale Studien untersucht. Ein richtungsgebendes Resultat blieb allerdings bis heute aus. Jedoch zeigten einige Untersuchungen durchaus positive Ergebnisse. So auch in einer umfangreichen Studie der Harvard University. In der Studie wurden etwa 200.000 Datensätze aus drei Untersuchungen, die sich fortlaufend seit mehr als 30 Jahren mit den Ernährungs- und Lebensgewohnheiten von mehr als 200.000 Probanden beschäftigt, analysiert. Im Ergebnis zeigte sich, dass Menschen, die ein paar Tassen Kaffee täglich genießen, weniger an Diabetes und Herzerkrankungen leiden, als Nicht-Kaffeetrinker. Außerdem zeigte die Analyse, dass ein Kaffeekonsum in Maßen vor neurologischen Symptomen schützen kann. Das Resultat der umfassenden Studie gilt jedoch nicht nur für koffeinhaltigen Kaffee, sondern auch für die entkoffeinierte Variante. Allerdings gibt es auch Menschen, die nicht wegen den gesundheitlichen Auswirkungen des Konsums Bedenken haben, sondern wegen dem chemischen Verfahren. Der Einsatz von Lösungsmitteln stand in den vergangenen Jahren immer wieder im Fokus von Kontroversen. Allerdings kann trotz zahlreicher Untersuchungen, nicht belegt werden, dass die für das Entkoffeinieren verwendeten Lösungsmittel gesundheitsschädlich sind, auch wenn Dichlormethan im Verdacht steht, krebserregend zu sein. Wer lieber auf Chemie verzichten möchte, kann alternativ auf koffeinfreien Kaffee, der schonend im Wasserdampf-Verfahren bearbeitet wurde, zurückgreifen.
Positive Eigenschaften von koffeinfreien Kaffee
Entkoffeinierter Kaffee Foto: ©Jenny Sturm
Viele Kaffeetrinker mögen koffeinfreien Kaffee, weil er im Vergleich zur koffeinhaltigen Variante als sehr verträglich empfunden wird. Allerdings gilt auch beim entkoffeinierten Heißgetränk: nur in Maßen bleibt es gesund. Denn lediglich das Koffein wurde den Bohnen entzogen, jedoch nicht die anderen Inhaltsstoffe, die für manche Kaffeegenießer ebenfalls gesundheitliche Beschwerden im Magen-Darm-Bereich und im Herz-Kreislauf-System auslösen können.
Reizarmen, schonend und magenfreundlich: Alles entkoffeinierter Kaffee?
Die inzwischen stetig heranwachsende Kaffeeauswahl ist manchmal etwas verwirrend. Neben zahlreichen Marken, Sorten und Kreationen, gibt es im Handel auch reizarmen, schonenden und magenfreundlichen Kaffee im Angebot. Allerdings handelt es sich bei diesen Sorten nicht um entkoffeinierten Kaffee, wenn auch das Verfahren manchmal vergleichbar ist. Der Schonkaffee ist beispielsweise besonders magenfreundlich, weil in einem speziellen Verfahren die Kaffeesäuren abgebaut wurden, aber enthält Koffein. Jedoch gibt es auch eine koffeinfreie Variante. Ebenfalls besonders magenschonend ist die naturmilde Sorte, die zwar bei der Verarbeitung Entkoffeiniert wurde, allerdings trotzdem Koffein enthält. Ein Kompromiss hingegen ist der sogenannte koffeinreduzierte Kaffee, der gleichzeitig magenfreundlich und säurearm ist. Kaffeegenuss geht eben doch ohne Koffein.
Koffeinfreier Kaffee – sinnvoll oder ungesund?
Der Hintergrund von entkoffeiniertem Kaffee
Für viele Kaffee-Liebhaber ist das Koffein ein entscheidender Grund, morgens zur Kaffeetasse zu greifen. Doch auch ohne Koffein findet Kaffee seine Abnehmer: Wer auf die aufputschende Wirkung gerne verzichtet oder Koffein nicht verträgt, kann auf entkoffeinierten Kaffee zurückgreifen. Was es über diese Kaffee-Variante zu wissen gibt und ob sie gesünder oder ungesünder als herkömmlicher Kaffee ist, haben wir für Sie recherchiert.
Entkoffeinieren: seine Erfindung und heutige Verfahren
Das erste Verfahren, dem Kaffee das Koffein zu entziehen, geht auf das Jahr 1903 und Ludwig Roselius zurück, dem Gründer von Kaffee HAG. Roselius hatte den Verdacht, dass das Ableben seines Vaters, der viel Kaffee trank, mit Koffein in Zusammenhang stand. Daraufhin entwickelte er ein Verfahren, die Bohnen zunächst in Salzwasser einzulegen, um dann mit Hilfe von Benzol das Koffein aus der Bohne zu extrahieren. Da man mittlerweile um die Giftigkeit von Benzol weiß, werden heute andere Lösungsmittel eingesetzt.
Entkoffeinierung mit Dichlormethan
Verbreitet ist beispielsweise die kostengünstige Entkoffeinierung mittels Dichlormethan – ein Stoff, welcher allerdings gesundheitlich umstritten ist. Auch bei diesem Verfahren werden bereits die grünen Bohnen vor der weiteren Verarbeitung behandelt. Durch die anschließende Trocknung, Röstung und das Aufbrühen entweicht das flüchtige Dichlormethan jedoch wieder. So sind die im am Ende konsumierten Getränk enthaltenen Spuren des chemischen Mittels minimal vorhanden – minimal genug, dass auf diese Weise vom Koffein befreiter Kaffee als unbedenklich gilt.
Entkoffeinierung mit CO2
Rohen Kaffeebohnen kann das Koffein entzogen werden
Ein alternatives, jedoch kostspieliges Verfahren ist die Extraktion mittels CO2. Diese Methode kommt vor allem bei Bio-Kaffees zum Einsatz und erhält den Kaffeegeschmack und die -aromen besser.
Theoretisch ist Entkoffeinierung auch im reinen Wasserbad möglich, was jedoch lange dauert und außerdem neben dem Koffein auch viel des Geschmacks und der Aromen herauswäscht.
Außerdem gut zu wissen
Gut zu wissen: Gänzlich frei von Koffein ist jedoch auch entkoffeinierter Kaffee nicht: Eine kleine Restmenge verbleibt. Die Bohnen dürfen jedoch nur noch einen Koffeingehalt von 0,1 % aufweisen, wie von der EU als Richtwert vorgegeben.
Ebenfalls ist leider zu sagen, dass bei jeder Form der Entkoffeinierung mehr oder weniger auch Aromen und Geschmack des Kaffees verloren gehen, die nun einmal zum Genusserlebnis beitragen. Daher hat die koffeinfreie Version bei echten Kaffee-Liebhabern zu Recht einen negativen Beigeschmack – im wahrsten Sinne des Wortes.
Daher empfehlen wir, den Kaffee lieber schwach aufzubrühen als entkoffeinierten Kaffee zu verwenden.
Ob traditionell oder entkoffeiniert, in der Bäckerei Nill in St. Johann erhalten Sie Kaffee aus den feinsten Anbaugebieten der Welt. Vom direkt gehandelten Ausgangsprodukt, den Kaffeebohnen, über die schonende Röstung bis zur Verpackung mit Aromaventil wird jeder Schritt mit Liebe und größter Sorgfalt durchgeführt. Diese Qualität ist in jedem Schluck zu schmecken – überzeugen Sie sich selbst davon!
Renate Kammerlander
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